Das Schalloch ist da, wo der Ton rauskommt. In der Kürze bringt diese Aussage es auf den Punkt, aber wie immer im Gitarrenbau, ist das Schalloch eine der vielen Komponenten, die die Klangentwicklung beeinflussen. Deshalb sind Größe, Position und noch ein paar andere Merkmale des Schalllochs gut zu überdenken.
Kürzlich hatten wir einen Kunden da, der griff in das Schallloch hinein und befühlte die Decke mit Daumen und Zeigefinger. Danach meinte er: "Ganz schön dick, die Decke." doch da täuschte er sich. Was der Kunde in Wirklichkeit gefühlt hat, war das Schalloch-Futter, eine von der Innenseite der Decke verleimte Verstärkung des Schallochs.
Aufgaben des Schalllochs
Wie entsteht eigentlich Klang bei einer Gitarre? Es mag vielleicht seltsam klingen, aber eigentlich ist der Gitarrenkorpus eine Luftpumpe. Angeregt durch das Zupfen der Saite(n) wird die Decke in eine Auf-und-Ab-Schwingung versetzt. Dadurch wird die Luft im Korpus bewegt und tritt aus dem Schallloch aus.
Diesen Luftzug kann man spüren, wenn man die Hand über das Schalloch einer Gitarre hält. Ziel des Gitarrenbauers ist es, den Ton zu formen, indem er diese Schwingung beeinflusst. Die Deckenbeleistung ist hierbei einer der Haupteinflussfaktoren, doch ein schlecht konzipiertes Schallloch kann die Wirkung der besten Beleistung zunichte machen.
Ventilfunktion des Schallochs
Da ist zunächst der Druckausgleich, der über die Schallöffnung geregelt wird und hier sind wir wieder bei der Bemerkung unseres Kunden. Würde man das Schalloch nicht von innen verstärken, wäre der Bereich um das Loch herum genauso beweglich wie der Rest der Decke. Doch was bei der Decke erwünscht ist, nämlich das Mitschwingen und das möglichst beim leichtesten Saitenanschlag, ist beim Schallloch kontraproduktiv.
Das Schalloch muss steif sein. Aus diesem Grund werden sogenannte Schallloch-Futter entweder auf beide Seiten der Schallöffnung oder rund um die ganze Schallöffnung geleimt. Der Ton soll ja mit Druck den Korpus verlassen und möglichst weit in den Raum getragen werden. Könnte der Deckenbereich um das Schallloch auch schwingen, würde er einen Teil des Schalldrucks wieder auslöschen.
Größe des Schallochs
Eine genaue Vorstellung des Gitarrenbauers über den Klang, den eine akustische Gitarre erzielen soll, ist sehr hilfreich, denn von ihr hängt unter anderem die Größe des Schallochs ab. Ein kleineres Schallloch unterstützt die Projektion der Bässe, während ein größeres Schalloch den Ton offener und reicher an Höhen macht.
Position des Schallochs
Der Schallochmittelpunkt bei klassischen Gitarren liegt bei 1/4 der Mensur. Auch hier läßt sich der Ton beeinflussen. Leichte Abweichungen nach vorne oder hinten verändern die Klangfarbe.
Bei Stahlsaiten-Gitarren ist das Schallloch entsprechend dem Korpus größer gewählt. Das Verhältnis zwischen Schalloch und Korpusgröße ist jedoch dasselbe wie bei klassischen Gitarren.
Form des Schallochs
Das "klassische" Schalloch der akustischen Gitarre ist für gewöhnlich kreisrund, wobei davon regelmäßig die sogenannten Gypsy-Gitarren (Selmer/Macaferri) mit ovalem bzw. D-förmigem Schalloch abweichen. Dies liegt zum einen in der Tradition begründet und zum anderen an den klanglich von den herkömmlichen akustischen Gitarren stark abweichenden Anforderungen dieser Modelle.
Der Vollständigkeit halber wären noch die F-Löcher bei den Jazzgitarren zu erwähnen. Diese Gitarren weichen jedoch von der Bauweise her so stark von herkömmlichen akustischen Gitarren ab, dass eine nähere Betrachtung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.
Experimente mit dem Schalloch
Seit geraumer Zeit experimentieren einige Gitarrenbauer auch mit der Form des Schallochs. Hier gilt, alles was Luftreibung erzeugt und flattern kann, ist nachteilig für die Klangübertragung. Ein gezacktes Schalloch wäre hier ein Extrembeispiel für ungünstiges Design.
Gemäßigte, gut durchdachte Formänderungen mit entsprechender Stabilisierung auf der Unterseite können der akustischen Gitarre ein sehr individuelle Note geben und haben einen hohen Wiedererkennungswert.
Rein statisch gesehen, ist die Position des Schallochs in der horizontalen Mitte der Decke nicht optimal. Um die Stabilität der Decke zu gewährleisten, muss diese durch eine Vielzahl von Leisten unterstützt werden.
Indem man die Schallochposition aus der Mitte nimmt, stabilisiert sich die Statik und der Gitarrenbauer kann einiges an Beleistung einsparen. Auch auf die Schwingungsfläche hat ein seitliches Schalloch positive Wirkung, da sich diese dadurch vergrößert.
Die Verschiebung des Schallochs auf die Seite ist jedoch nicht ohne Folgen für den Klang. Gerade bei klassischen Gitarren, die eine prägnante Trennung der einzelnen Register erfordern, ist dies deutlich wahrzunehmen.
Die seitliche Positionierung des Schalllochs befindet sich noch in einem experimentellen Stadium. Dass Gitarrenbauer sich die Mühe machen, neue Wege zu gehen, um durch eine Verschiebung des Schallochs den Klang weiter zu optimieren, spricht für die Lebendigkeit unseres Handwerks, zum jetzigen Zeitpunkt kann man jedoch noch keine allgemeingültigen Regeln über Größe, Form oder Position aufstellen.
Schalloch in der Zarge
Eine weitere Variation des Schallochs ist die ersatzweise Verlagerung in die Zarge oder auch ein zusätzliches Zargenschalloch.
Im nebenstehenden Bild wurde zusätzlich zum mittigen Deckenschalloch ein kleineres, unregelmäßig geformtes Schalloch in der Zarge angebracht. Dieses Zargenschalloch dient dem Gitarrenspieler einerseits als Monitor und verbessert andererseits den Klang insgesamt.
Hier muss der Gitarrenbauer jedoch umsichtig mit der Größe der Schallöcher umgehen sowie die Beleistung entsprechend anpassen, sonst könnten diese Änderungen schnell zum Gegenteil dessen führen, was sie ursprünglich erreichen sollten.