Doppelhals-Gitarren

Wie oft wurde der Traum einer Gitarre mit zwei Hälsen schon verwirklicht, sei es um gleichzeitig auf Stahlsaiten und Nylonsaiten spielen zu können, sei es um die Klangeffekte einer 12-saitigen und 6-saitigen Stahlsaitengitarre gleichzeitig nutzen zu können? Doch sind dabei auch die physikalischen Bedingungen bzw. technischen Gegebenheiten zu berücksichtigt worden?

Was ist bei Doppelhals - Gitarre zu beachten

Kreuzbeleistung - x-bracing 12-saitige Gitarre
Kreuzbeleistung bei einer 12-saitigen Gitarre

Beim Bau einer Doppelhals-Gitarre ist, unabhängig davon, ob man eine Kombination von klassischer und Stahlsaitengitarre oder aber von 12-saitiger und 6-saitiger Stahlsaitengitarre oder aber irgendeine andere Kombination wählt, immer zu berücksichtigen, dass die Decke der Belastung durch den erhöhten Saitenzug standhalten muss. Allein bei zwei mal 6 Saiten verdoppelt sich dieser, bei der Kombination 12-saitige/6-saitige wird er fast verdreifacht. Dem Saitenzug standhalten kann die Decke nur, wenn die Beleistung entsprechend verstärkt wird.

Bei der Kombination Western/Klassik ist zusätzlich die vollkommen unterschiedliche Deckenbeleistung bei Nylon- und Stahlsaiten-Gitarren zu beachten. Unter Spannung entwickelt ein Satz Nylonsaiten einen Zug von 35 bis 40 kg. Der Saitenzug von Stahlsaiten beträgt jedoch 65 kg.

Um dem Saitenzug widerstehen zu können, darf entsprechend die Beleistung einer Decke für Nylonsaiten wesentlich leichter ausfallen als die Beleistung für die Decke einer Stahlsaiten-Gitarre. Eine Decke, die für einen Saitenzug von 65 bis 70 kg konzipiert ist muss deutlich stabiler gebaut sein.

Strahlbeleistung Konzertgitarre
Typische Fächerbeleistung bei einer Konzertgitarre

Beleistung und die Auswirkungen auf den Klang

Zunächst einmal betrachten wir ganz allgemein die Auswirkungen der Verstärkung der Deckenbeleistung auf den Klang.

Um einen optimalen Klang zu erzielen, müssen die Saiten in der Lage sein, die Decke in Schwingung zu versetzen. Dazu wird die Beleistung an die Art der Saiten und die Saitenstärke angepasst. Eine Konzertgitarre benötigt eine leichtere Beleistung als eine Westerngitarre, eine 12-saitige Westerngitarre eine stärkere Beleistung als eine 6-saitige. Beleistet man nun eine Decke stärker als es die geplanten Saiten verlangen, wird sie dadurch steifer und schwerer in Schwingung zu versetzen. Je nachdem wie stark man dies betreibt, entstehen mehr oder weniger große Klangverluste.

Doppelhals-Gitarre mit zu leicht gebauter Decke
Diese Decke einer Doppelhals-Gitarre wurde zu leicht gebaut

Doppelhals-Gitarre und Klang

Stellen wir uns nun eine Doppelhals-Gitarre vor, sagen wir, sie ist mit einem Satz Nylon- und einem Satz Stahlsaiten ausgestattet. Wie muss die Beleistung aussehen, damit diese Gitarre klingen kann? Auf der einen Seite brauchen wir eine leichte Beleistung, damit die Nylonsaiten klingen können, auf der anderen Seite muss die Decke aber auch gleichzeitig dem Zug der Stahlsaiten widerstehen, also ist ein kräftigere Beleistung gefordert, kräftiger sogar als für eine normale Westerngitarre, denn es ziehen ja 12 Saiten an der Decke. Und hier haben wir den Konflikt.

Bauen wir die Doppelhalsgitarre auf Stabilität, also so, dass sie einem Saitenzug von ca. 100 kg widerstehen, werden weder die Stahl- noch die Nylonsaiten richtig klingen, bauen wir sie wie eine normale Westerngitarre, wird sie schon instabil, die Stahlsaiten klingen zwar, die Nylonsaiten jedoch nicht. Passen wir sie gar an die Nylonsaiten an, verliert sie so stark an Stabilität, dass sie Gefahr läuft, auf Dauer kaputt zu gehen.

Doppelhals-Gitarre Gibson EDS1275
Bei E-Gitarren fällt zumindest das Beleistungsproblem nicht ins Gewicht

Ähnlich sieht es aus bei der Kombination 12-saitige/6-saitige Stahlsaiten-Gitarre. Auch hier würden bei an die Zugkraft angepasster Bauweise weder die 6, noch die 12 Saiten gut klingen und Zugeständnisse an den Klang zu Instabilität führen. Sobald man das Prinzip begriffen hat, kann  man es auch auf alle anderen Kombinationen von Doppelhals-Gitarren übertragen.

Folglich ist eine herkömmliche Doppelhalsgitarre immer ein Kompromiss, der höchstens ein mittelmäßiges Klangerlebnis erzielt.

Handhabung von Doppelhals-Gitarren

Zusätzlich zum oben ausgeführten Knock-Out-Kriterium besteht bei Doppelhalsgitarren das Problem der Ergonomie. Zwei nebeneinander stehende Hälse machen es dem Gitarristen nicht gerade leicht, den Arm zwischen oberem und unterem Hals hindurchzuschieben. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der obere Hals immer zu hoch und der untere zu tief sitzt, um wirklich bequem darauf spielen zu können.

Wurde der Korpus auch noch verbreitert, führt dies zu einem extrem unhandlichen Instrument.

Christian Stoll mit Doppelhals-Wendegitarre
Christian Stoll mit Doppelhals-Wendegitarre
Double Fun

Nun muß sich alles, alles wenden

Ist der Traum von der Doppelhals-Gitarre ausgeträumt? Ja und nein. In herkömmlicher Bauweise sollten Gitarristen vom Gebrauch einer Doppelhalsgitarre Abstand nehmen, wenn sie ernsthaft an einem guten Klang interessiert sind und nicht nur den Show-Effekt der Doppelhalsgitarre nutzen möchten.

Die Alternative ist die von uns konzipierte Doppelhals-Wendegitarre Double Fun. Die Doppelhals-Wendegitarre verzichtet auf einen Boden und ist stattdessen mit zwei Decken ausgestattet. Die Hälse stehen versetzt Rücken an Rücken, so dass sie sich auf jeder Seite in derselben Position befinden, nämlich dort, wo auch der Hals einer "normalen" Gitarre wäre.

Zwei individuell abgestimmte Decken gewährleisten optimalen Klang für Stahl- und Nylonsaiten oder welche Kombination auch immer gewünscht wird. Damit löst die Wendegitarre alle Probleme, die gewöhnlich bei Doppelhals-Gitarren auftreten.