„Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin oder „Give a Little Bit“ von Supertramp - da wird uns doch ganz warm ums Herz. Der Grund hierfür ist der volle Klang, den Jimmy Page und Roger Hodgson auf ihren 12-saitigen Stahlsaiten-Gitarren zaubern. Was macht eigentlich diesen besonderen Sound aus?
Der Begriff 12saitige Gitarre ist im Grunde etwas irreführend, denn zum Greifen sind die Saiten in Paaren angeordnet, so dass man auf einer 12saitigen Gitarre genauso spielen kann wie auf einer sechssaitigen. Die paarweise Anordnung der Saiten der 12-saitigen Gitarre bezeichnet man auch als doppelchörig.
Stimmung
Für gewöhnlich werden bei einer 12-saitige Gitarre die ersten beiden Saiten, e und h einfach nur gedoppelt, das heißt, sie bestehen aus zwei Saiten in exakt der gleichen Stimmung. Die vier tiefen Saiten dagegen, erhalten jeweils eine um eine Oktave höher gestimmte Saite zur Seite gestellt.
Konstruktion
Durch die doppelte Anzahl von Saiten erhöht sich entsprechend der Saitenzug, der auf die Gitarre wirkt, ebenfalls fast auf das Doppelte. Die Wirkung auf den Hals kann man mit Halseinstellstab ausgleichen, der sowieso in jede Stahlsaitengitarren eingebaut wird, um die Halskrümmung zu korrigieren.
Um einer übermäßigen Verformung der Decke vorzubeugen, muss der Gitarrenbauer die Zugkraft der Saiten auf die gesamte Fläche verteilen. Dies geschieht mit Hilfe der Deckenbeleistung, zu der auch der außen liegende Steg gehört.
Der Steg, als direkter Anknüpfungspunkt der Saiten, überträgt die Zugkraft auf die von der Unterseite angebrachte Kreuzbeleistung. Von dort aus wird die Kraft durch den Rest des Leistensystems auf die gesamte Decke verteilt. Dabei gilt es, die Deckenleisten stark genug auszuwählen, dabei aber die Schwingfähigkeit der Decke so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Damit eine 12saitige Gitarre nicht kopflastig wird, sollte bei der Konstruktion von Hals und Kopf auf das Gewicht geachtet werden. Man kann hier z. B. durch die Wahl von etwas leichteren Hölzern und durch Mini-Mechaniken die Gitarre in der Balance halten, vor allem aber, indem man den Hals-Korpus-Übergang auf den 12. Bund verlegt.
Eine stabile 12-Saitige zu bauen, die sich für laute energiegeladene Strummings eignet, ist aber gar nicht so schwierig. Wenn die Gitarre auch für Pickings à la Leo Kottke geeignet sein soll, zeigt sich, ob der Gitarrenbauer sein Handwerk wirklich versteht, denn hier muss die Stabilität mit der nötigen sensiblen Ansprache gepaart sein.