Zeitschrift: Akustik Gitarre 05/2019 | Autor: Harald Wittig
Für den Ukulele-Spieler mit höchsten Ansprüchen bietet Gitarrenbauer Christian Stoll ein attraktives Modell an: Seine Tenor-Ukulele „Local Wood“ ist aus heimischen Hölzern gebaut und bedient High-End-Ansprüche.
Stoll Guitars bietet neben den anerkannt hochklassigen Konzert- und Stahlsaitengitarrenund Akustikbässen auch Ukulelenund einen Ukulelen-Bass an. Für den virtuosen Ukulele-Zupfer gibt es jetzt ein besonderes Tenor-Instrument: Die neue „Local Wood“-Uke gehört zur Premium-Klasse des Herstellers, ist komplett aus einheimischen Hölzern gefertigt und will als „Solisten-Modell der Sonderklasse“ überzeugen. Angeboten zum arrivierten Preis von 1.875 Euro mit Formkoffer hat die Edel-Ukulele tatsächlich jede Menge Aufregendes zu bieten.
Konstruktion
Die Stoll-Ukulele ist komplett aus massiven Hölzern gebaut. Das Besondere: Es wurden ausschließlich einheimische Hölzer verwendet. Dabei fand Holz einer Robinie aus direkter Nachbarschaft des Gitarrenbauers Verwendung: „Diese Robinie stand keine 20 Meter von meinem Haus entfernt. Die Gemeinde wollte den Baum fällen und entsorgen, was ich, der ich vom Holz im Allgemeinen und diesem Baum im Besonderen fasziniert bin, nicht hinnehmen wollte.“ So sicherte er sich den Stamm, verarbeitete ihn selbst und schuf daraus Korpus und Griffbrett seiner Tenor-Ukulele. Die Robinie, auch bekannt als „falsche Akazie“, weist Eigenschaften auf, die Palisander sehr nahe kommen. Ein hartes Nutzholz also, das sich wie das geschützte Tropenholz Palisander verwenden lässt: „Wenn wir die Robinie nachdunkeln, erinnert sie auch optisch an Palisander, zu dem sie dann eine gute Alternative darstellt“, ist Stoll überzeugt.
Im Falle unserer Ukulele wurde auf das Nachdunkeln verzichtet. Zusammen mit der Decke aus deutscher, feinjähriger Alpenfichte präsentiert sich das Instrument als blonde Naturschönheit. Auffällig ist, dass das Robinien-Griffbrett, welches der Hals aus Walnuss trägt, bis zum Schallloch reicht. Das gibt einen Hinweis auf die konstruktive Besonderheit der Ukulele. Christian Stoll baut seine Instrumente, auch die Ukulelen, aus Überzeugung in spanischer Tradition. Der „spanische Halsfuß“ sei klanglich überlegen und bringe im Falle der Tenor-Ukulele mehr Deckenresonanz: „Das Sustain ist deutlich verbessert, das Frequenzspektrum erweitert. Das Ukulele-typische ‚Plopp’ bleibt aus“, sagt er.
Außerdem sei die Blonde besonders laut und habe einen knackigen, durchsetzungsstarken Ton. Die Verarbeitung ist exzellent: angefangen bei den perfekt verleimten Bauteilen über die kunstfertig abgerichteten Unter- und Obersättel und die 19 vorbildlich entgrateten Bünde bis hin zum seidenglänzenden Nitrocellulose-Lack. Die offenen „Grand Tune“- Mechaniken von Schaller überzeugen in Funktion und Stimmstabilität, ein eleganter Formkoffer gehört zum Lieferumfang.
Handhabung und Klang
Mit 38.5 mm Sattelbreite haben wir es mit einem vergleichsweise breiten Hals zu tun, der zusammen mit der optimal eingestellten Saitenlage für eine außergewöhnlich gute Bespielbarkeit sorgt. Vor allem Fingerstyler fühlen sich sofort wohl auf der Stoll-Ukulele. Dass das Instrument vorzüglich intoniert und folglich das Spiel über den dank der 19 Bünde erweiterten Tonumfang fördert, erhöht den Spielspaß zusätzlich. Schon beim ersten Anspielen beeindruckt diese Tenor-Ukulele: Bei bemerkenswert schneller, direkter Ansprache ist sie außerordentlich laut und kraftvoll im Ton. Sie reagiert vorbildlich auf den Anschlag und bietet beachtliche Dynamikreserven, sodass der Spieler in einem weiten Spektrum vom hauchzartem Pianissimo bis hin zum kraftvollen Forte schwelgen kann. Dabei bleibt der Klang immer klar und ungewöhnlich farbenreich. Einzeltöne und Akkorde erhalten dank der mitschwingenden Obertöne eine mehrdimensionale Qualität, die nur hochklassigen Instrumenten zu eigen ist. Eine solche Profi-Ukulele stellt Ansprüche an den Spieler: Es gilt, präzise zu stimmen und zu spielen, Schlampereien verzeiht dieses Instrument nicht. Passt alles, ist das Spiel auf ihr ein Hochgenuss: Ob ausgefeilte Legatos bis hin zum Tapping, komplexe Chord-Melody-Arrangements, Polyphones oder Einzeltonkaskaden – mit der Blonden geht alles. Wer Ukulelen noch immer nicht ernst nimmt, wird von dieser Tenor-Ukulele eines Besseren belehrt.
Fazit
Die „Local Wood“ Ukulele von Christian Stoll ist ein Top-Instrument: Vorbildlich aus einheimischen Hölzern gebaut, besticht sie mit exzellenter Ansprache, sehr guter Intonation und kraftvollem, klarem Klang, der seinesgleichen sucht. Angesichts dieser Qualitäten ist das Instrument seinen Preis zweifellos wert.
Infos
Gitarre im Test: | Tenor Ukulele heimische Hölzer |
Download PDF: | Testbericht Akustik Gitarre 05/19 Stoll Tenor Ukulele local woods |